
Ich wusste schon als Jugendlicher, dass Mallorca angeblich ›des Deutschen liebste Insel‹ sei. Das machte mir Mallorca verdächtig, und die Bilder im Kopf von kampftrinkenden Touristen, die bewegungs- und würdelos ihre blassen Körper am Strand in leuchtendes Hummerrot verwandelten, machten mir Sorge. Mit der Folge, dass ich die Insel nie besuchte und nicht recht verstehen konnte, warum so viele kultivierte Menschen dort ebenso gerne sogar noch die Winter verbrachten.
Doch mit der Idee, von Palma aus jeden Tag 150 Kilometer mit dem Rad zu bewältigen und dabei die Insel zu erkunden, gefiel mir Mallorca 2015 zum ersten Mal gleich viel besser. Man entdeckt abseits vom Tourismus Orte, die wunderschön sind und geradezu menschenleer. Nur zur Klarheit: Ich bin kein Menschenfeind, aber ich komme auch gut ohne sie klar. Die Tage auf dem Rad schaffen eine gute Grundlage für ausgiebige Abendessen ohne schlechtes Gewissen – und da bietet Mallorca eine Qualität, die sich durchaus sehen lassen kann. Die Dichte an Sternegastronomie ist hoch und die Preise sind fair. Alles, was es braucht, ist eine gewisse Kennerschaft, um innerhalb der wenigen Tage, die man hat, die guten Adressen zu finden. Dies dachten sich auch die heimischen Protagonist*innen und gründeten ein Netzwerk unter dem Namen ›Essentially Mallorca‹. Auf ihrer Webseite finden sich tolle Adressen von Manufakturen, Weingütern, Restaurants, Hotels, Golfplätzen und Luxusadressen, die ihr Geld wert sind. Man schafft es kaum, allen Anregungen zu folgen, aber für eine Woche sollten zumindest ein paar Highlights möglich sein.


Als ich zuletzt auf der Insel war, speisten wir im Restaurant von Marc Fosh, das zum sehr schicken Boutiquehotel ›Convent de la Missió‹ und der Gruppe Torre de Canyamel gehört, sensationell zu Mittag. Der Chef war zwar nicht da, wurde aber würdevoll von den Topköchen der Gruppe Jonatan Maldonado von Fontsanta und David Moreno von Can Simoneta vertreten. Jede Kalorie wert –
wirklich! Und wer die passende Weinbegleitung wählt, sollte auch unbedingt ein Zimmer nehmen; sozusagen als Paket, denn der Convent ist als Ort stilvoll, minimalistisch und eine echte Oase mitten in Palma, wie man es gar nicht vermuten würde.
Auch ausprobiert haben wir das Zwei-Sterne-Restaurant ›Zaranda‹ und saßen in der Küche am Cheftable noch am selben Tag. Was muss, das muss! »Fernando P. Arellano ist der neue Stern am Himmel der Balearen«, heißt es sehr selbstbewusst auf der Webseite –
tatsächlich ist der junge Mann sehr souverän in der Küche und sein Team weiß, was es tut. Hier geschieht es extrem sorgfältig: Jede Kleinigkeit wird zelebriert und auch selbstverständlich von uns goutiert. Wir gehen sozusagen eine innige Beziehung von Geben und Nehmen ein, denn schließlich sind Köch*innen auch nur so gut wie ihre Kritiker*innen. Wir nehmen demütig! Wer jemals die krakeelende Stimme von Küchenchefs vernommen hat, wird sich hier insbesondere darüber freuen, wie harmonisch und eingespielt es funktionieren kann, was auch an der Souschefin liegen könnte, die alle Abläufe antizipiert und sogar lächeln kann.
Weine fantastisch, nur wie immer zu viel, weil man in der Freude das rechte Maß vergisst. Ich wünschte mir, dass unsere Tischnachbar*innen auch mehr Freude am Wein gefunden hätten. Vielleicht hätten sie an diesem Abend dann auch einmal gelacht.
Das Bett im ›Hotel Nixe‹ dreht sich im Gleichklang der Wellen, die ich von draußen hören kann. Ich freue mich über ein Mallorca, das selbst im Dezember bei zehn Grad ein herrlicher Ort zum Einkuscheln ist. Am nächsten Morgen der Blick vom Balkon: das Meer mit jungen Menschen im Neopren, die schon am Surfen sind, bevor ich auch nur meinen ersten Kaffee hatte. Das macht mich unruhig und meine Liste an To-dos ist lang. Ich komme wieder … versprochen!
Große Kunst

Junge Fotografie und mehr

Quadratisch, praktisch, Kunst

Vorlaut
Leckere Rezepte

Erbsen, Burrata und schwarze Oliven
Aus der Gesellschaft

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Restaurant Tipps

Anständig essen!

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EXTRAORDINÄR

Reich an Kreativität
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