
Frau Schmidt-Friderichs, Krise bedeutet: etwas, das bisher funktioniert hat, funktioniert nicht mehr. Schon in den 1990er-Jahren begann der Abgesang auf das Buches. Der Buchmarkt befindet sich praktisch seither in einer Dauerkrise und ist doch nicht totzukriegen. Ihr Verlagsprogramm scheint eine Form von Antidot, ein Gegengift zu sein. Die Titel sind herstellerisch so fabelhaft gemacht, dass sie sich kaum digitalisieren ließen. Was ist der Mehrwert des Gedruckten in unserer Zeit?
Je schneller und gleichzeitiger die Welt der Kommunikation wird (während wir mailen, poppen Push-Nachrichten auf, während wir die lesen, verpassen wir das neueste Meme auf Social Media und haben währenddessen vergessen, was wir wem mailen wollten), desto deutlicher zeigt sich der Wert eines gut lektorierten, sauber gestalteten und sorgfältig hergestellten Buches. Hätte Sten Nadolny das nicht schon als Titel eines hervorragenden Buches genutzt, könnte man von der Entdeckung der Langsamkeit sprechen. Ich möchte hier gerade den Inhalt in den Fokus rücken: Nicht die neueste Nachricht ist es, die uns im Leben weiterbringt, sondern solide aufbereitetes Wissen, differenzierte Denkanstöße und gute Literatur.
Hermann Schmidt möchte nicht wachsen, heißt es in einem früheren Interview. Personal und Verlagsprodukte bleiben überschaubar – wir meinen, das geschieht im Dienste der Finesse. Was treibt Sie und Ihren Mann an, woher nehmen Sie Ihre Widerstandsvitalität?
Alfred Herrhausen hat einmal gesagt, man solle sagen, was ist, tun, was man sagt, und sein, was man tut. Besser kann man das, was meinen Mann und mich an- und umtreibt, nicht in Worte fassen. Wir möchten gute Inhalte gemeinsam mit unseren Autor:innen zu Buchdiamanten schleifen. Sie mit Unterstützung der besten Kreativen in adäquate Form gießen und daraus sorfältig hergestellte Bücher machen, die die Grenzen des Machbaren ausloten. Das ist das Gegenteil von mehr und schneller. Und es ist sehr befriedigend.

Seit über anderthalb Jahren befindet sich die Welt angesichts der Naturkatastrophe Corona in einer neuen Krise. Wir titeln mit DAS NEUE ANDERS, weil wir befürchten, dass die Gesellschaft nicht mehr zum Status quo Ende 2019 zurückfinden wird. Was werden wir ›nach Corona‹ gesellschaftlich dazugelernt haben müssen, und erkennen Sie Auswirkungen bis in die Substanz der Bücher?
Zum einen freut es mich sehr, dass die Menschen in Zeiten der Pandemie verstärkt zum Buch greifen. Das zeigt, wie viel Halt und Orientierung Bücher bieten. Auch für DAS NEUE ANDERS – ein toller Titel übrigens! Ich würde mich freuen, wenn wir, während wir unsere Freunde nicht sehen dürfen, den Wert des Miteinanders neu sehen lernten. Ich würde mich freuen, wenn wir nach Zeiten zu Hause den Wert des Reisens neu entdeckten – und gleichzeitig auch über die Pandemie hinaus die eine oder andere Dienst- oder Fun-Reise infrage stellten. Ich würde mich freuen, wenn für Krankenpfleger:innen und Kinderbetreuer:innen nicht nur geklatscht würde, sondern sie endlich auch adäquat bezahlt würden. Diejenigen, denen wir die Schwachen, die Kleinen, die Kranken und die Alten anvertrauen, die sollten uns neben diesem Vertrauen auch fairen Lohn wert sein.
Eine kleine Albernheit zum Schluss: Wenn Sie einen Nachmittag anno 1452 mit Gutenberg an seiner Presse in Mainz verbringen dürften, was würden Sie ihm zu Satz und Typo seiner Bibel raten?
Oh, da bin ich die Falsche, der Typograf in der Familie ist mein Mann. Ich würde mit Johannes Gutenberg über Innovation und Kreativität, über die Chancen und die Hürden der Vermarktung von Neuem fachsimpeln. Für mich ist er Erfinder, (Weiter)Entwickler und Entrepreneur. Ich schätze, wir hätten eine nette Zeit zusammen. Dann käme mein Mann hinzu und es ginge um Seidenpapier zum Spationieren, also die typografischen Details …
Danke für das schöne Gespräch!
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