Gutes Gewissen trägt nie auf

Wie geht Nachhaltigkeit in der Mode? Diese und noch weitere interessante Fragen klären Tabea Becker und Christine Fehrenbach im Gespräch.

Fotocollage: Béatrice Steime

Was macht ›Fast Fashion‹ so sehr zum Umweltzerstörer?

Zuerst geht es um die Überproduktion von Mode. Die weltweite Textil- produktion hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und produziert in immer kürzeren Saisons.
Allein durch Herstellung, Warentransport und den Gebrauch – Waschen, Trocknen und Bügeln – von Kleidung werden jährlich mehr als 850 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht. Textilfabriken verbrauchen beim Spinnen von Fasern und zur Herstellung von Stoffen große Mengen Energie und Chemikalien. Das rasante Wachs- tum von Fast Fashion wäre ohne Polyester nicht möglich. Polyester ist umweltschädlich – Polyester wird aus nichterneuerbarem Erdöl hergestellt, löst sich in der Waschmaschine auf, landet in Flüssen und Meeren und natürlich auch auf der Haut der Konsument*innen. Und die meisten Produkte können nicht recycelt werden.

Welche nachhaltigen Maßnahmen funktionieren bereits?

Die Entwicklung zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht mehr nur ein ›Nice to have‹ ist. Immer mehr Modeunternehmen beschäftigen sich heute schon mit dem Thema Kreislauffähigkeit, da natürlich auch die Themen Klimawandel und Ressourcenknappheit eine große Rolle spielen und letztendlich dazu führen, dass auch die Herstellung von Mode teurer wird. Außerdem ist zu sehen, dass die Generation Z viel bewusster konsumiert und nachhaltig produzierte Produkte zum Lifestyle dazugehören. Ich sehe das auch bei meinen Studierenden, in der Ausbildung im Bereich Fashion ist das Thema Nachhaltigkeit zentral in der Lehre verankert. Das EU-Lieferkettengesetz trägt eben- falls zur Veränderung bei und bringt die Unternehmen mehr in die Verantwortung.

Wie kann die Mode bewussten Konsum fördern?

Mode ist und war schon immer wichtig für die Menschen. Mode steht für den Ausdruck der Persönlichkeit und Individualität – das, was ich trage, macht mich aus. Das Bewusstsein für die aktuellen Herausforderungen, die Coolness der neuen Geschäftsmodelle im Bereich Mode, reuse, recycle, share etc. regen zur Veränderung im Handeln an. Das bedeutet auch, dass Menschen sich durch bewuss- teren Modekonsum noch mehr mit dem allgemeinen Konsum, z. B. Gesundheit und Ernährung, beschäftigen werden. Das hoffe ich zumindest …

Wie steht es um Frankfurt? Was sind die Potenziale dieser Stadt?

Frankfurt hatte ja für kurze Zeit die Frankfurt Fashion Week mit einem großen Konzept angekündigt und zum Teil auch umgesetzt. Ich habe im letzten Jahr Transforming Frankfurt Fashion gegründet, um das Thema Nachhaltigkeit mit Fokus auf hessische Labels sichtbar zu machen. Leider hat es ja aufgrund der Coronasituation und, so meine ich, auch politischer Verwerfungen nicht langfristig geklappt. Potenziale hat Frankfurt, wenn auch mit einem klaren Konzept, was zur Stadt und zum Land passt. Dinge, die in anderen Städten laufen, passen nicht zu Frankfurt. Frankfurt könnte z. B. mit der großen Designszene einen anderen Fokus auf die Mode lenken. Aber das müsste natürlich gemeinsam mit anderen Expert*innen entwickelt werden.

Wie gelingt es, nachhaltige hessische Labels sichtbarer zu machen?

Es gelang auf jeden Fall während der Frankfurt Fashion Week, verbunden mit Kunstperformances, Tanz, Workshops, Talks und Ausstellungen. Wir haben eine hohe Sichtbarkeit bekommen, und das war ein guter Start für kleinere Modelabels, auch mal anders wahrge- nommen zu werden. Generell braucht es dazu natürlich Fördergelder oder Unternehmen, für die das Thema relevant ist und die gerne die Themen Regionalität und Nachhaltigkeit im Fokus haben. Ohne Unterstützung ist das Ganze nur schwer oder gar nicht umzusetzen, da die kleinen Labels einfach nicht das Marketingbudget haben. Wir warten aktuell noch auf ein Zeichen, dass Frankfurt dieses Thema weiterentwickeln möchte.

Wie sieht dein eigenes Kaufverhalten aus?

Ziemlich konsequent. Ich habe einige Designerteile, die ich schon sehr lange habe, regelmäßig trage, gut pflege und auch mal repariere, wenn etwas kaputt gegangen ist. Wenn ich neue Produkte kaufe, sind sie auf jeden Fall nachhaltig produziert. Inzwischen gibt es eine große Auswahl und ich konzentriere mich auf qualitativ hochwertige und langlebige Teile, die schon auch modisch sein können. Insgesamt kaufe ich viel weniger als früher, und trotzdem habe ich das Gefühl, gut angezogen zu sein. Wenn es mal hipper sein soll, dann ergänze ich das durch Second-Hand-Teile.

Foto: Nina Siber

Christine Fehrenbach
Consulting. Sustainable Creative Strategies. Brand Development. Systemic Transformation


christinefehrenbach.de


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